Schutzheiliger aller über die Welt Versprengten

Stefan Zweig

„Ich hatte nach meiner glücklichen Ankunft in New York am 27. Mai 1940 sogleich mich bemüht, meinen vielen in Frankreich, im unbesetzten Gebiet, und in andern Ländern Europas gestrandeten Freunden und Kollegen zu helfen, vor dem Zugriff der Nationalsozialisten nach Amerika zu entkommen.“

Hermann Kesten: Lauter Literaten, S. 416

Kesten hat in den Jahren

„1940 bis 1942 Hunderten europäischen hilflosen Antifaschisten mit Erfolg geholfen, Freiheit und Leben zu retten und aus der europäischen Hitlerhölle nach USA, Mexiko oder Jamaika zu entkommen ….“

Hermann Kesten: Brief an Hans Bender, 25.1.1974, Monacensia

Mit unermüdlichem Einsatz organisierte er die Flucht und Einreise von in Europa zurückgebliebenen Exilanten. Viele der bedeutendsten Persönlichkeiten der damaligen Zeit verdankten ihm ihr Leben. Nicht ohne Stolz schrieb Kesten rückblickend:

„[…] ich besitze Hunderte Briefe und Telegramme berühmter europäischer Maler, Musiker, Professoren, Philosophen, Bildhauer und Autoren, die in ganz Amerika keinen andern wußten, der ihnen helfen konnte, ihr Leben zu retten, als mich […] Ich besitze mehrere Briefe von Albert Einstein aus Princeton, der in USA nicht ganz unbekannt, nicht ganz ohne Einfluß war, und der mich bat, Bekannten oder Freunden von ihm zu helfen, nach Amerika zu entkommen […]“

Hermann Kesten: Brief an Hans Bender, 25.1.1974

Auf der Liste der von ihm geretteten Personen stehen so illustre Namen wie Brecht, Feuchtwanger, Chagall, Döblin und Werfel. Nicht zu Unrecht ernannte Stefan Zweig ihn zum

„Schutzheiligen aller über die Welt Versprengten“.

Hermann Kesten: Deutsche Literatur im Exil, S. 140